05.07.2014

herkunft und was eigentlich interessant ist


meine haut ist schon gebräunt - farmers teint, wie meine amerikanische mitwooferin sagt: bräune nur dort, wo hose und t-shirt aufhören... heute war ich in einer weinfabrik. ich weiß nicht mal wie man auf deutsch dazu sagt. es ist witzig - im grunde interessiert mich wein nicht besonders. und in österreich könnt ich - wenn ich lust habe - alles darüber lernen. da gibt es viel mehr wein als hier. und dann steh ich mit weinbauern in einer sizialinischen weinabfüllanlage, koste wein und höre gesprächen zu, wie wein produziert wird, wie lang er braucht - eigentlich spannend. wein hat so eine lange geschichte. und es hängt unglaublich viel arbeit und leidenschaft dran...
auch in der "weinfabrik" wurde ich gefragt, wo ich herkomme. meine amerikanische mitwooferin erzählt immer stolz: "I am from the US". und dann geht das gespräch meistens los. und sie wollen alles über amerika wissen. irgendwer war dort... blablabla... und irgendwann bin dann doch ich dran und es bleibt mir nichts anderes über als "austria" zu sagen. nicht stolz. hab keine lust auf geplänkel über sachertorte oder die ringstraße oder dden stephansdom. und so wie damals im indischen zug wurde ich auch hier auf hitler angesprochen...
dieses patriotische auf sein herkunftslaand stolz sein kann ich nicht nachvollziehen. meine amerikanische mitwooferin ist  stolz auf ihr land. sie ist traurig, dass sie nicht zu hause war, um den 4th of july zu feiern. an dem sich alle amerikanische flaggen anziehen und aufmalen. das ist freaky...ich kenn dieses "wir" gefühl nicht. nicht in bezug auf österreich. ich würde nie sagen "wir habens nicht in die weltmeisterschaft geschafft". ich würd sagen "ich bin aus österreich" und "österreich ist nicht bei der wm". aber nicht "wir"... und ich mag das aus nicht. ich lebe in einem land. und dieses land nennt sich "österreich". ok. die grenzen könnten auch anders ausschauen. ich fühl mich viel mehr als weltenbürgerin... ich mag die frage "wo bist du her"" nicht. was sagt die wntwort aus? ja... es öffnet ein gesprächsthema. aber sonst... naja... vielleicht antwort ich mal mit "Japan" :-)
Die Einladung
Es interessiert mich nicht, wovon Du Deinen Lebensunterhalt bestreitest.
Ich möchte wissen, wonach Du Dich sehnst und ob Du es wagst, davon zu träumen, Deine Herzenswünsche zu erfüllen.
Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich möchte wissen, ob Du es riskieren wirst, verrückt vor Liebe zu sein, vernarrt in Deine Träume, in das Abenteuer, lebendig zu sein.
Es interessiert mich nicht, welche Planeten in welcher Konstellation zu Deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob Du die Mitte Deines Leids berührt hast, ob Du durch Verrat, den Du im Leben erfahren hast, aufgebrochen und offen geworden oder geschrumpft bist und Dich verschlossen hast vor Angst und weiterem Schmerz.

Ich möchte wissen, ob Du dasitzen kannst mit Schmerz – meinem oder Deinem eigenen –
ohne irgendeine Bewegung der Ausflucht, ohne den Schmerz zu verbergen, ohne ihn verschwinden zu lassen, ohne ihn festzuhalten.

Ich möchte wissen, ob Du mit Freude dasein kannst – meiner oder Deiner eigenen –
ob Du mit Wildheit tanzen und zulassen kannst, daß Ekstase Dich erfüllt bis in die Fingerspitzen und Zehen hinein, ohne jene Vorsicht, in der du dich in acht nimmst,
realistisch bist und dich an die Begrenzung des Menschendaseins erinnerst.
Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um zu Dir selbst ehrlich zu sein,
ob Du es erträgst, daß Dir deshalb jemand Vorwürfe macht und Du trotzdem Deine eigene Seele nicht verrätst.
Ich möchte wissen, ob Du treu sein kannst und zuverlässig.

Ich möchte wissen, ob Du Schönheit sehen kannst, auch dann, wenn es nicht jeden Tag schön ist und ob Du in Deinem Leben einen göttlichen Funken spürst.
Ich möchte wissen, ob Du mit Mißerfolg leben kannst – mit Deinem und meinem –
und immer noch am Ufer eines Sees stehen und “Ja“ zum Vollmond rufen kannst.
Es interessiert mich nicht, wo Du lebst oder wieviel Geld Du hast.
Ich möchte wissen, ob Du nach einer kummervollen Nacht voller Verzweiflung aufstehen kannst
–ausgelaugt und mit Schmerzen – und trotzdem tust, was getan werden muß für Deine Kinder oder andere Menschen.
Es interessiert mich nicht, welche Schulausbildung Du hast oder wo und bei wem Du studiert hast.
Ich möchte wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen und nicht zurückschrecken wirst.
Ich möchte wissen, was Dich von innen aufrecht erhält, wenn alles andere wegfällt.

Ich möchte wissen, ob Du mit Dir selbst alleine sein kannst und ob Du wirklich die Leute magst, mit denen Du Dich in Zeiten der Leere umgibst.
Oriah Mountain Dreamer (im Mai 1994, http://www.oriahmountaindreamer.com)
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jena Ilka Frey

1 Kommentar:

  1. Mit der nationalen Identifizierung geht es mir ganz ähnlich.
    Weltenbürgerin - welch treffender Ausdruck für dich!

    (Sag mal, die Möglichkeit hier einen Kommentar zu hinterlassen ist von ein paar Hürden geprägt. Ist das so gewollt? Meistens kann ich nämlich das Sicherheitswort nicht lesen, mehrere Versuche, ...)

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