eine lieblingsgeschichte zum mut haben und träumen
Die Werkstatt der Schmetterlinge von Gioconda Belli (Zusammenfassung)
"Vor langer Zeit gab es nämlich keine Schmetterlinge. Und
viele andere Pflanzen und Tiere nicht, die alle noch darauf warteten erschaffen
zu werden. Das war die Arbeit der Gestalter Aller Dinge. Für die Gestalter
Aller Dinge gab es ein strenges Gesetz: Sie hatten die Tiere für das Tierreich
zu erschaffen und für das Pflanzenreich die Pflanzen. An diese Regel mussten sich
alle halten.
Einer von ihnen war der junge Rodolfo. Er hatte geschickte
Hände und probierte gern alles aus, was nur möglich war. Oft traf er sich mit
Freundinnen in einer Höhle im Wald. Dann sprachen sie darüber, was man noch
alles für wunderbare Dinge erschaffen könnte, wenn es nur diese strengen Regeln
nicht gäbe: z.Bsp.: Ein Baum, der wie ein Vogel singt...
Was Rodolfo aber am meisten beschäftigte, war etwas Neues:
Ein Wesen, das wie ein Vogel und gleichzeitig wie eine Blume sein sollte. Das
war sein Traum, an den er ständig dachte, bei Tag und in der Nacht.Rodolfo und seine Freunde wurden von der Weisen Alten in die
Insektenwerkstatt versetzt: „Die Ordnung des Weltalls beruht auf Gesetzen, die
so einfach wie vollkommen sind! Selbst die kleinsten Geschöpfe sind mit großer
Weisheit entworfen. Damit ihr das nie vergesst und keinen Unsinn ausbrütet,
werdet ihr ab morgen in der Insektenwerkstatt arbeiten!“ Mit hängenden Köpfen
verließen die Freunde den Palast der Weisen Alten.
Doch dann kamen sie auf neue Ideen: Sie wollten Insekten
erfinden, die wie ein Stern leuchten und sie Glühwürmchen nennen, oder welche,
die vorsichtig wie Känguruhs durchs Gras hüpfen - Heuschrecken...
Rodolfo machte sich an die Arbeit und zeichnete hunderte von Entwürfen. Auch Nachts,
wenn alle anderen schliefen, saß er über seinen Tisch gebeugt. Die anderen
Gestalter machten sich bereits über ihn lustig.
Eines Abends erschuf Rodolfo
unabsichtlich ein unheimlich Tier: Er malte einer vorbeihuschenden Maus Häute
auf den Rücken und erschuf so die Feldermaus. Ein anderes Mal glaubte sich Rodolfo seinem Ziel ganz
nahe. Er hatte ein geflügeltes Insekt
mit einem schimmernden Leib und metallisch glänzenden Flügeln entworfen.
Eine Libelle flog davon. Doch Rodolfo war nicht zufrieden.Seine Freundin Fedora sagte: „Vielleicht ist dein Traum zu
anspruchsvoll... Du musst bescheidener werden und einsehen, dass nicht alle
Träume wahr werden können.“Rodolofo entgegente: „Aber Fedoroa, wir sind die Gestalter
aller Dinge. Wir dürfen unsere Träume nicht aufgeben. Und genau darum muss ich
es noch einmal versuchen.“
Und er machte sich wieder an die Arbeit. Seine
Freunde machten sich Sorgen.Eines Nachts hatte er einen Traum von seinem Großvater, der
den Regenbogen erschaffen hatte. Rodolfo wachte auf, war sehr verzweifelt,
weinte viele Tränen und ging hinaus zum See.Der Morgen dämmerte schon, als er erschöpft einschlief. Da
weckte ihn das Geräusch flirrender Flügel: Ein Kolibri schwirrte von Blume zu
Blume, flog über das Wasser zur anderen Seite. Rodolfo sah dem schillernden
Vogel nach. In eben diesem Moment fiel sein Blick auf das Spiegelbild des
Kolibris im Wasser. Die Spiegelung flatterte hin und her und sah im Licht der
ersten Sonnenstrahlen immer wieder anders aus. Mal glich sie einem Vogel, mal
einer Blume. Rodolfo ging ein Licht auf!
Er rannte in die Werkstatt und begann zu zeichnen und zu
malen und entwarf mit zarten Strichen Körper und Flügel des Schmetterlings.
Schließlich rief er seine Freunde, ging mit ihnen in die Höhle im Wald und
blies auf die Zeichnung. Ein orangefarbener Schmetterling erhob sich. „Du hast
es tatsächlich geschafft! Und wir haben fast nicht mehr daran geglaubt, dass es
dir gelingen würde! Man sollte sich nie über die Träume anderer lustig machen!“"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen